Jemen: Frauen demonstrieren gegen den Präsidenten

Tausende von Frauen demonstrierten am Samstag im Jemen gegen die Äußerungen des jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh, der am Freitag in einer kurzen Rede gesagt hatte, die gemeinsame Beteiligung von Frauen und Männern an den Protesten gegen das Regime widerspräche jemenitischen kulturellen Traditionen und sei unislamisch, und den Frauen geraten hatte, zuhause zu bleiben.

Wütende Aktivistinnen sagten, Saleh versuche, sie öffentlich herabzusetzen. Die Journalistin und prominente Aktivistin Tawakkul Karman, die im Januar vorübergehend wegen der Beteiligung an nicht genehmigten Protesten festgenommen worden war, meinte, Präsident Saleh sei schockiert darüber, dass Frauen die Revolte im Jemen anführten.

Am Sonntag gingen dann im Jemen wieder Hunderttausende auf die Straße und auch diese Proteste richteten sich unter anderem gegen die Bemerkungen des langjährigen Machthabers: Die Jugendbewegung, die hinter den Protesten gegen Saleh steht, hatte zu einem „Tag der Ehre und Würde“ aufgerufen, und die sonntäglichen Demonstrationen verzeichneten einen großen Zustrom von Frauen, die über die Kommentare des Präsidenten empört waren.

Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AP haben die Frauen im Jemen erst seit Anfang März begonnen, sich in Massen an den Protesten zu beteiligen, obwohl Ende Januar eine junge Frau zunächst die Demonstrationen gegen Saleh auf einem Universitätscampus angeführt hatte. Dass viele der protestierenden Frauen vollständig verschleiert sind – und teilweise mit Schirmen oder Kappen als zusätzlichem Sonnenschutz ausgerüstet – steht allerdings dem westlichen Diskurs entgegen, der im Allgemeinen Frauen mit muslimischer Bedeckung nicht als handelnde Subjekte begreift.

Frauen*-Demonstration im Jemen

In der Hauptstadt Sanaa, in der sich letzten Sonntag mehrere hunderttausend Menschen an den Protesten beteiligt haben sollen, setzten Sicherheitskräfte scharfe Munition, Tränengas und Wasserwerfer ein, um die Menge zu zerstreuen. Nach Angaben von Ärzt_innen erlitten 30 Personen Schussverletzungen; über 200 Menschen mussten aufgrund des Tränengaseinsatzes behandelt werden.

Schätzungen zufolge sind seit Beginn der Proteste im Januar im Jemen etwa 120 Menschen getötet worden.

Quellen: CNN, 16.04.2011; Al Jazeera English, 16.04.2011 (Filmbericht); Nachrichtenagentur AP, 17.04.2011; The Guardian, 17.04.2011; Tagesschau, 18.04.2011.

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