Die Stadt Dortmund denkt über Container als Flüchtlingsunterkunft nach. Die Dortmunder Lokalpresse meint, die Stadt Dortmund erwäge damit „unkonventionelle Wege“, um Flüchtlinge unterzubringen. Dabei hätte ein Blick über die Stadtgrenzen gereicht. Proteste gegen solche Unterkünfte gibt es seit Jahren, eher schon seit Jahrzehnten, und nicht nur in Bochum können die in Containern einquartierten geflüchteten Familien ihre Situation nicht wirklich ‚Wohnen’ nennen.
Weil sich in Dortmund-Hacheney eine der Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes Nordrhein-Westfalen befindet, nimmt Dortmund weniger Asylsuchende auf Dauer auf als vergleichbare Städte. Aufgrund der seit einiger Zeit steigenden Zahlen von Menschen, die sich vor Krieg, Gewalt, Verfolgung, Diskriminierung hierher zu retten versuchen, hat sich nun auch die Zahl der Geflüchteten erhöht, die nach Dortmund verteilt werden. „Und hier beginnt das Dilemma, das dafür sorgt, dass ein Bruchteil der Flüchtlingszahlen aus den 90er Jahren heute ausreicht, um wieder ähnliche Schlagzeilen wie damals zu produzieren“, schrieb die WAZ noch letzten Samstag über die Lage in der Erstaufnahme Hacheney. Und stellte fest, was eigentlich bekannt ist: Die Überbelegung der Erstaufnahme sei kein neues Phänomen, „dieser Zustand wiederholt sich jetzt im dritten Jahr in Folge“.
„Dass seitens des Landes und des Bundes nicht adäquat reagiert wurde, die Institutionen auf das Prinzip Hoffnung setzten und keine neuen EAE [Erstaufnahmeeinrichtungen] und Unterkünfte initiierten, gibt dem Thema die Brisanz, die es jetzt bekommt. Sehen können hätte man die Problematik schon lange – seit 2011, seit Hacheney läuft, steigen die Flüchtlingszahlen.“1Tobias Grossekemper: Unterlassene Hilfeleistung. Die erneute Flüchtlingsproblematik in Hacheney hat Gründe – vorrangig in der Landespolitik. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 13.09.2014 (nicht in der Online-Ausgabe).
Sehen können hätten es aber nicht nur Bund und Land, sondern auch die Kommunen und insbesondere die Stadt Dortmund. Sie hatte die Situation ständig vor sich. Dennoch hält sie nun „nach Flächen im Stadtgebiet Ausschau“, auf denen „im Notfall“ im Winter Flüchtlinge in Containern als kommunale Unterbringung abgestellt werden können.
In Bochum leben geflüchtete Familien zu fünft in Containern. Die „Familienunterkunft“ besteht aus zwei schmalen Räumen, dem Eingangsraum (mit Kochmöglichkeit), von dem eine Sanitärzelle abgetrennt ist, und einem weiteren Raum als Schlafgelegenheit. Es gibt kaum Betten, weil kein Platz dafür vorhanden ist. Nachts breiten die Bewohner_innen Matratzen aus, die tagsüber an den Wände lehnen. Damit alle schlafen können, verteilen sie sich in beiden Räumen. Niemand setzt sich hier zum Essen gemeinsam an einen Tisch. Wo sollte der Tisch hin? Privatsphäre gibt es hier nicht. Auf eine abschließende Frage in einem Gespräch mit einer Frau, die dort untergebracht ist, wie es ihr mit dem Leben im Container geht, entsteht auf einmal langes Schweigen. Für Traumatisierte oder Menschen mit Gesundheitsproblemen ist die Situation endgültig eine Katastrophe.