Weil Montag der 8. März und also internationaler Frauen*(kampf)tag ist, fand heute an der Reinoldikirche in Dortmund eine feministische Kundgebung mit dem thematischen Schwerpunkt who cares?! – das heißt Care-Arbeit – statt. Die ursprünglich vom feministischen Kollektiv Dortmund geplante Demonstration war kurzfristig, quasi von heute auf morgen, verboten worden (Vorwände sind zurzeit leider immer und wohlfeil zur Hand; Schluss damit, solche Themen möglichst zu verstecken!).
Es wurden also mehrere Redebeiträge über feminisierte Sorgearbeit gehalten; gesprochen wurde z. B. über die Situation der Pflegefachkräfte, die bereits vor den momentanen Corona-Zeiten schlecht war und statt finanziellem Corona-Zuschlag eine Hautcremedose mit dem Aufdruck ‚Danke‘ erhalten haben, außerdem handelte der Beitrag (unter anderem) von sexualisierten Übergriffen in der Pflegearbeit. Danach ging es um Geschlecht und bezahlte Care-Arbeit, die (immer noch) hauptsächlich von als weiblich gelesenen Personen geleistet wird, sowie um die daraus resultierende Privilegierung von als männlich gelesenen Menschen in diesem Bereich als positive ‚Ausnahme‘. Eine Sexarbeiterin sprach über Sexarbeit, die ebenfalls Care-Arbeit ist, und darüber, dass feministische Solidarität Sexarbeiter*innen einschließen muss und dass eine Wohnung, in der Sexarbeit ausgeübt wird, nach dem NRW-Polizeigesetz (§ 41) ohne Gerichtsbeschluss durchsucht werden kann (die Polizei „darf“ demnach jederzeit kommen). Ein weiterer Beitrag drehte sich um die durchaus traditionelle Care-Arbeitsteilung in einem ‚alternativen‘ Wohnprojekt.
In thematisch anderen Beiträgen wurde von der Seebrücke die sexualisierte Gewalt gegen Frauen* und LGBTI*-Personen in den katastrophalen Lagern für Geflüchtete wie Moria auf Lesbos benannt; Fridays for Future machte darauf aufmerksam, dass die überwiegend von weißen Männern des Nordens gemachte Klimakrise besonders die Flinta1FrauenLesbenInterNonbinaryTransAgender-Personen im Globalen Süden betrifft; die Situation kurdischer Frauen* kam zur Sprache und auch der Klassenkampf…
Hier folgen nun noch ein paar bildliche Impressionen von der Kundgebung.
Und noch ein Nachtrag am 08.03:
Das Labournet bietet auf einer Übersichtsseite eine Reihe von (auch internationalen) Links zu Debatten, Aufrufen und (sowieso) Protesten zum Frauen*(kampf)tag: [8. März 2021] 110 Jahre Internationaler Frauentag
Die Redebeiträge sind hier zum Nachhören dokumentiert: https://radio.nrdpl.org/2021/03/15/coronecare-doku-der-kundgebung-vom-06-03-2021/