Bangladesch: Massenentlassung nach Streik in Textilfabriken

Textilfabriken in Bangladesch haben nach Angaben der Polizei dort mindestens 1.500 Arbeiter_innen entlassen und 30 Beschäftigte und Gewerkschaftler_innen wurden festgenommen, nachdem über 50 Zulieferfirmen für westliche Modemarken die Tore nach Massenstreiks zunächst geschlossen hatten. Vertreter_innen der Gewerkschaft Bangladesh Garment and Industrial Workers Federation sprachen allerdings von bis zu 3.500 Entlassungen, auch hielten sich etwa 50 Anführer_innen der Proteste nun versteckt.

Als Reaktion auf den Streik waren zuvor in Ashulia, einem Vorort der Hauptstadt Dhaka, 55 Fabriken geschlossen worden. Hier wird unter anderem für die Modemarken Gap, Zara und H&M produziert. Beschäftigte sollen den Streik vor etwa drei Wochen zunächst aus Protest gegen die Entlassung von 121 Kolleg_innen begonnen haben. Später wurde bei den sich ausweitenden Protesten auch eine deutliche Lohnerhöhung gefordert. Bislang beträgt der Mindestlohn für die Arbeiter_innen in Bangladeschs Textilindustrie 5.300 Taka (gut 63 Euro) im Monat – die Streikenden verlangten eine Verdreifachung. Die Textilarbeiter_innen in Bangladesch gehören zu den am schlechtesten bezahlten der Welt.

Die Namen der Entlassenen würden von Fabrikeignern auf eine Liste gesetzt, die untereinander weitergegeben werde, um eine erneute Einstellung der Arbeiter_innen im Textilsektor zu verhindern, sagte die Gewerkschaftsvertreterin Taslima Akhter. Weiterhin erklärte sie, der seit dem Jahr 2013 nicht mehr erhöhte Mindestlohn sei „nicht genug, um davon zu überleben“. Der Präsident des Industrieverbands Bangladesh Garment Manufacturers and Exporters Association (BGMEA), Siddiqur Rahman, verwies seinerseits darauf, dass gesetzlich gesehen der Mindestlohn nur alle fünf Jahre erhöht werden müsse.

Immer wieder steht die Textilindustrie wegen skandalöser Niedriglöhne und lebensgefährdender Arbeitsbedingungen in der Kritik. Beim Einsturz des Rana-Plaza-Fabrikgebäudes am 24. April 2013 in Sabhar etwa 25 km nordwestlich der Hauptstadt Dhaka waren in Bangladesch über 1100 Menschen ums Leben gekommen.

Quellen:
Michael Safi: Bangladesh garment factories sack hundreds after pay protests, Guardian, 27.12.2016, https://www.theguardian.com/world/2016/dec/27/bangladesh-garment-factories-sack-hundreds-after-pay-protests; Bangladesch: Mindestens 1.500 Textilarbeiter nach Streik entlassen (ZEIT ONLINE, dpa, AFP, nad), Zeit, 27.12.2016, http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-12/bangladesch-textilfabriken-streik-entlassungen, Streiks in Textilfabriken in Bangladesch. Einfach dichtgemacht (afp), tageszeitung, 22.12. 2016, http://www.taz.de/!5369562/, und andere.

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