Wegen dem derzeitigen Dortmunder Großereignis, das sich die Stadt laut Lokalpresse fast drei Millionen Euro kosten lässt, – genau, es handelt sich um den Evangelischen Kirchentag – einige wenige Sätze zur Religion (hauptsächlich zur evangelischen). Der Begriff Religionskritik scheint momentan beinahe ausschließlich auf den Islam bezogen zu werden (Internetsuchmaschinen verstehen ihn auch so), obwohl etwa 57 % der Bevölkerung christlich sind (den evangelischen Landeskirchen zuzurechnen sind dabei ungefähr 26 % der Gesamtbevölkerung). Ungefähr 37 % sind konfessionslos (was natürlich nicht unbedingt atheistisch heißt) und lediglich geschätzte 5,4 bis 5,7 % der Bevölkerung sind muslimisch. Das ständige Reden über den Islam ist also reichlich unverhältnismäßig, aber die Mehrheitsbevölkerung lässt sich gern über Andere aus.
Was gesellschaftlich dominierende Gottesauffassungen angeht, ist der christliche Gott eindeutig männlich (Vater, Herr, König, Allmächtiger), Jesus ebenso (sein Sohn). Ein „Vatergott“ untermauert männliche Autorität und das Männliche wird tendenziell vergöttlicht. Außerdem sind gesellschaftlich wirkmächtige Weiblichkeitsnormen immer noch von religiös-sexuellen Reinheitsvorstellungen gegenüber Unreinheitsvorstellungen (die „Heilige“ und die „Hure“) geprägt. Diese bringen (unter anderem) sexistische Gewaltrechtfertigungen hervor, wie durch eine Bielefelder Soziologin bei einer Podiumsdiskussion auf dem Kirchentag, die Verantwortung für sexualisierte Übergriffigkeit liege „teilweise bei der einzelnen Frau“. Nun gibt es allerdings feministische Theologinnen*, die ein anderes Gottesbild aus den Schriften herauslesen und sich beispielsweise auf die selteneren, aber vorhandenen weiblichen Gottesdarstellungen (z. B. „Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch“ (Jes 66,13)) berufen oder auf die wichtigen Rollen, die Frauen teilweise im Neuen Testament spielen. „Her mit den Äpfeln, Eva!“ weiterlesen