Die Proteste der Textilarbeiter_innen in Bangladesch hielten zunächst an, nachdem am 12. Dezember bei Demonstrationen vier Personen getötet worden und zwei Tage später bei einem Brand in einer Textilfabrik etwa 30 Arbeiter_innen gestorben waren.
Am Samstag, dem 11. Dezember, waren in der Hafenstadt Chittagong Arbeiter_innen auf die Straße gegangen, weil ihnen der nach einer Protestwelle im Juli auf 3000 Taka (ungefähr 34 Euro) im Monat angehobene Mindestlohn nicht ausgezahlt worden war. Am Sonntag wurden dann bei Protesten Tausender in Chittagong vier Personen getötet und nach unterschiedlichen Angaben 100 bis 150 Menschen verletzt, als Sicherheitskräfte gewaltsam gegen die Protestierenden vorgingen. Auch in anderen Städten soll es Verletzte bei Demonstrationen gegeben haben.
Danach wurde Moshrefa Mishu, Vorsitzende der Gewerkschaft „Garment Workers Unity Forum“, in der Nacht zum 14. Dezember verhaftet. Außer dass ihr die Beteilung an verschiedenen Fällen von „Vandalismus“ bei Textilarbeiter_innenprotesten vorgeworfen wurde, habe sie, so die Polizei, „eine wesentliche Rolle bei den jüngsten Unruhen“ gespielt. Auch verfüge sie „über Verbindungen zu anderen Ländern, die mit Bangladesh im Bekleidungssektor konkurrieren“ und versuche, „den einheimischen Sektor zu zerstören“. Moshrefa Mishu wurde einige Tage später aufgrund schwerer gesundheitlicher Probleme in ein Krankenhaus verlegt, blieb aber weiterhin in Haft. Die Stellung einer Kaution wurde Ende Dezember von einem Gericht in Dhaka abgelehnt.
Bei einem Brand in den obersten Stockwerken einer zehnstöckigen Bekleidungsfabrik im Industriegebiet Ashulia nahe der Hauptstadt Dhaka kamen am 14. Dezember etwa 30 Menschen ums Leben und mehr als 100 wurden verletzt. Die Opferzahlen hätten tatsächlich deutlich höher ausfallen können, wären nicht viele der etwa 10.000 Beschäftigten der Fabrik gerade in der Mittagspause gewesen, als das Feuer ausbrach.
In Bangladesch sind rund drei Millionen Menschen in den Textilfabriken beschäftigt, die meisten von ihnen Frauen*. Aufgrund der extrem geringen Löhne lassen dort zahlreiche westliche Bekleidungsketten produzieren.
Auch in Kambodscha streikten im Herbst dieses Jahres Zehntausende von Arbeiter_innen der Textilindustrie für eine Lohnerhöhung. Der Streik begann am 13. September mit 60.000 Beteiligten, aber gewann schnell an Bedeutung mit etwa 200.000 streikenden Arbeiter_innen zum Zeitpunkt seiner Beendigung.
Die Zeitung The Daily Star berichtete noch am 23. Dezember, in Bangladesch hätten erneut Arbeiter_innen von drei Textilfabriken für die Erfüllung einer ganzen Reihe von Forderungen demonstriert. Selbst nach der Erhöhung des Mindestlohns reichen die in Bangladesch gezahlten Löhne kaum zum Überleben.
Quellen: Meldungen der Nachrichtenagenturen AFP, AP, Reuters sowie Artikel der Zeitung The Daily Star vom 15.12.210, vom 23.12.2010 und vom 28.12.2010