Im Juli wird in Dortmund zweimal der Film Frauen bildet Banden bzw. FrauenLesben bildet Banden (eine Spurensuche zur Geschichte der Roten Zora) des FrauenLesbenFilmCollectifs Las Otras gezeigt.
Die Termine:
Dienstag, 09. Juli 2019, 18:00 Uhr, Fachhochschule, Sonnenstraße 96, 44139 Dortmund, Raum F212
Mittwoch, 10. Juli 2019, 19:30 Uhr, Black Pigeon, Scharnhorststraße 50, 44147 Dortmund
beide Veranstaltungen mit anschließendem Regisseurinnengespräch
Die Rote Zora war in den 1970er und bis in die 1990er Jahren eine militante Frauen*gruppe in der BRD, die sich klandestin organisierte. Ihre Aktivitäten richteten sich unter anderem gegen alltägliche Gewalt gegen Frauen*, gegen Gen- und Reproduktionstechnologien, Bevölkerungspolitik und internationale Ausbeutungsbedingungen als Ausdruck patriarchaler Herrschaft. Zentral waren die Selbstermächtigung der FrauenLesben und der Bruch mit der zugeschriebenen Friedfertigkeit.
Erzählungen von verschiedenen Zeitzeuginnen* aus Deutschland, Lateinamerika, Korea und Italien sowie Interviews mit ehemaligen Zoras und einer Historikerin verbunden mit historischen Aufnahmen der Frauen- und Studentinnen*bewegung in der BRD lassen die Geschichte der Roten Zora und der damaligen FrauenLesbenbewegung in dem Film wieder lebendig werden.
„Während weithin anerkannt wird, dass feministische Protestaktionen in Westdeutschland kreativ und provokativ waren, ist bis heute kaum bekannt, dass einige Gruppen konfrontative oder militante Methoden benutzten, um gegen sexistische Unterdrückung zu kämpfen“, schreibt die Historikerin Katharina Karcher, die auch in dem Film zu Wort kommt, über diese Vergangenheit in dem Buch Sisters in Arms. Die mit ihrem Buch vorgelegte Studie, die zunächst in einer englischen Ausgabe und letztes Jahr auch auf Deutsch1Katharina Karcher: Sisters in Arms. Militanter Feminismus in Westdeutschland seit 1968, Berlin/Hamburg, 2018, S. 19. erschien, sei die erste umfangreiche Untersuchung, die sich mit dieser „faszinierenden und kontroversen Rolle solcher Taktiken“ beschäftige. Leider gelingt es ihrer Abhandlung lediglich teilweise, auch wenn sie viel Wissen zusammenträgt, die Atmosphäre einer damaligen „Offline“-FrauenLebenbewegung einzufangen, die den Hintergrund für diese Idee radikaler feministischer Praxis darstellte. Die entwickelte feministische, vielfältige Infrastruktur mit sozialen Räumen und Angeboten, mit FrauenLesben-Projekten, über die sich eine feministische (Gegen-)Öffentlichkeit konstituierte, wie örtlichen Frauenzeitungen oder Frauenbuchläden (beides auch in Dortmund, auch wenn beispielsweise der Bochumer Buchladen „Amazonas“ länger bestanden hat), ist heute kaum noch vorstellbar.
Insofern bietet der Film, der Ausschnitte aus solchen Zusammenhängen bebildet, Diskussionsstoff sowohl zum heutigen Umgang mit dieser Geschichte als auch zum feministischen Heute – hoffentlich für viele interessierte Zuschauer*innen.
Weitere Informationen: Las Otras