Frauen in Ägypten

Während in Ägypten Parlamentswahlen stattfinden und sich die Proteste auf dem Tahrir-Platz fortsetzen, wurde in Kairo die Gerichtsentscheidung über die Klage einer Demonstrantin, die im März zu einem „Jungfräulichkeitstest“ gezwungen wurde, auf Ende Dezember verschoben. Samira Ibrahim, die als bisher einzige der am 9. März festgenommen Frauen gegen das Militär klagt und gestern auf ein Urteil hoffte, muss nun einen weiteren Monat warten. Ein ägyptischer General hatte bereits im Mai die Durchführung der „Jungfräulichkeitstests“ eingeräumt und das Vorgehen zu rechtfertigen versucht, indem er erklärte: „Wir wollten nicht, dass sie hinterher sagen, wir hätten sie sexuell belästigt oder vergewaltigt.“

Mona el-Tahawy, amerikanisch-ägyptische Journalistin mit Doppelpass, berichtete Donnerstag letzter Woche über Prügel und den „schlimmsten sexuellen Übergriff“, den sie jemals erlebt habe, nachdem sie zwölf Stunden im Innenministerium von der ägyptischen Polizei festgehalten worden war. Sie veröffentlichte auch ein Bild von sich mit bandagierten Armen, da sich bei einer Röntgenuntersuchung danach herausstellte, dass ihr linker Arm und ihre rechte Hand gebrochen sind. Sie habe allerdings aufgrund ihrer doppelten Staatsbürgerschaft Glück gehabt, meinte sie, und sei im Gegensatz zu vielen anderen Ägypter_innen einfacher davongekommen.

Um wiederum alltägliche sexuelle Belästigung und Übergriffe sichtbar zu machen, haben ägyptische Frauen die Webplattform harassmap.org eingerichtet, erklärt Heba Habib, eine der Mitgründerinnen, in einem Interview. Bei dem Online-Projekt können Frauen sexuelle Übergriffe melden, die dann über eine digitale Landkarte visualisiert werden.

+++ Nachtrag 28-12-2011: Am 27. Dezember wurde die Durchführung der „Jungfräulichkeitstests“ nun zwar gerichtlich verboten, allerdings erklärte General Adel El-Morsy, Leiter der ägyptischen Militärjustiz, der Gerichtsbeschluss sei nicht umsetzbar, da die Vornahme von Jungfräulichkeitstests in Militärgefängnissen nirgends vorgesehen sei. Der Anwalt von Samira Ibrahim erwartet, dass der Militärrat und die Militärstaatsanwaltschaft in Berufung gehen werden. Morsy argumentierte, wenn die „Tests“ stattgefunden hätten, sei dies „lediglich als individuelle Handlung geschehen“. +++

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