Alles normal?

Nachdem eine schwangere Frau im März in der Dortmunder Nordstadt bei der Durchsuchung einer Shisha-Bar von einem ranghohen Polizisten misshandelt und bedroht worden war, sind die Ermittlungen nun eingestellt worden. Das hat Dortmunds Staatsanwaltschaft Anfang August bestätigt.

Über eine App, die mit den Überwachungskameras in der Shisha-Bar verbunden ist, konnte die schwangere Ehefrau des Betreibers im März die polizeiliche Razzia von der Wohnung aus verfolgen. Als sie sah, wie ein Polizist die Kasse öffnete, ging sie schließlich in den Laden. „Nach einer kleinen Rangelei beginnt das, was die Frau einen Albtraum nennt“, berichtete damals der WDR. „Ein offensichtlich ranghoher Beamter folgt ihr in den Hinterhof. Draußen, so sagt sie, würgt sie der Beamte und schlägt ihr mit der Faust ins Gesicht. Ein Arzt stellt später eine Kiefergelenksprellung mit Verdacht auf einen Bruch und eine Jochbeinprellung fest. Der Vorgang wird dokumentiert.“ „Alles normal?“ weiterlesen

FrauenLesben, bildet Banden

Im Juli wird in Dortmund zweimal der Film Frauen bildet Banden bzw. FrauenLesben bildet Banden (eine Spurensuche zur Geschichte der Roten Zora) des FrauenLesbenFilmCollectifs Las Otras gezeigt.

Die Termine:
Dienstag, 09. Juli 2019, 18:00 Uhr, Fachhochschule, Sonnenstraße 96, 44139 Dortmund, Raum F212
Mittwoch, 10. Juli 2019, 19:30 Uhr, Black Pigeon, Scharnhorststraße 50, 44147 Dortmund
beide Veranstaltungen mit anschließendem Regisseurinnengespräch

Die Rote Zora war in den 1970er und bis in die 1990er Jahren eine militante Frauen*gruppe in der BRD, die sich klandestin organisierte. Ihre Aktivitäten richteten sich unter anderem gegen alltägliche Gewalt gegen Frauen*, gegen Gen- und Reproduktionstechnologien, Bevölkerungspolitik und internationale Ausbeutungsbedingungen als Ausdruck patriarchaler Herrschaft. Zentral waren die Selbstermächtigung der FrauenLesben und der Bruch mit der zugeschriebenen Friedfertigkeit.

Filmankündigung: Frauen bildet Banden „FrauenLesben, bildet Banden“ weiterlesen

Her mit den Äpfeln, Eva!

Wegen dem derzeitigen Dortmunder Großereignis, das sich die Stadt laut Lokalpresse fast drei Millionen Euro kosten lässt1Annika Fischer: Evangelischer Kirchentag eröffnet: Glückauf und Halleluja, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 19.06.19, https://www.waz.de/region/rhein-und-ruhr/evangelischer-kirchentag-eroeffnet-glueckauf-und-halleluja-id226231329.htm., – genau, es handelt sich um den Evangelischen Kirchentag – einige wenige Sätze zur Religion (hauptsächlich zur evangelischen). Der Begriff Religionskritik scheint momentan beinahe ausschließlich auf den Islam bezogen zu werden (Internetsuchmaschinen verstehen ihn auch so), obwohl etwa 57 % der Bevölkerung christlich sind (den evangelischen Landeskirchen zuzurechnen sind dabei ungefähr 26 % der Gesamtbevölkerung). Ungefähr 37 % sind konfessionslos (was natürlich nicht unbedingt atheistisch heißt) und lediglich geschätzte 5,4 bis 5,7 % der Bevölkerung sind muslimisch. Das ständige Reden über den Islam ist also reichlich unverhältnismäßig, aber die Mehrheitsbevölkerung lässt sich gern über Andere aus.

Was gesellschaftlich dominierende Gottesauffassungen angeht, ist der christliche Gott eindeutig männlich (Vater, Herr, König, Allmächtiger), Jesus ebenso (sein Sohn). Ein „Vatergott“ untermauert männliche Autorität und das Männliche wird tendenziell vergöttlicht. Außerdem sind gesellschaftlich wirkmächtige Weiblichkeitsnormen immer noch von religiös-sexuellen Reinheitsvorstellungen gegenüber Unreinheitsvorstellungen (die „Heilige“ und die „Hure“) geprägt. Diese bringen (unter anderem) sexistische Gewaltrechtfertigungen hervor, wie durch eine Bielefelder Soziologin bei einer Podiumsdiskussion auf dem Kirchentag, die Verantwortung für sexualisierte Übergriffigkeit liege „teilweise bei der einzelnen Frau“.2Kirchentag extra: Soziologin fordert gleiche Kleidung für Männer und Frauen, epd, 20.06.2019, https://w.epd.de/kirchentag/2019/06/20/1-15.htm. Nun gibt es allerdings feministische Theologinnen*, die ein anderes Gottesbild aus den Schriften herauslesen und sich beispielsweise auf die selteneren, aber vorhandenen weiblichen Gottesdarstellungen (z. B. „Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch“ (Jes 66,13)) berufen oder auf die wichtigen Rollen, die Frauen teilweise im Neuen Testament spielen.3Sabine Aßmann: Frau im Fokus: Feminismus und Theologie, religion.ORF.at, 17.03.2017, https://religion.orf.at/stories/2829381/. „Her mit den Äpfeln, Eva!“ weiterlesen

In Erinnerung

Dieser Beitrag erinnert an Semra Ertan, die sich Ende Mai 1982 in Hamburg, einige Tage vor ihrem 26. Geburtstag, öffentlich selbst verbrannte, um ein Zeichen gegen den wachsenden Rassismus zu setzen. Auch wenn das bittere „Jubiläum“ bereits über zwei Wochen zurückliegt und das Jubiläumsjahr ein ungerades ist (37 Jahre) – aktuell gibt es mehr als genug Gründe, an sie (und andere Opfer des Rassismus in Deutschland) zu denken. Letzte Woche wurde einmal wieder ein sogenanntes Migrationspaket im Bundestag verabschiedet1Zweites Gesetz zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht das auch unter der offiziellen Bezeichnung „Geordnete-Rückkehr-Gesetz“ bekannt geworden ist und längst vielfach in „Hau-ab-Gesetz“ umgetauft worden ist.

Nun tritt das Gesetz bald in Kraft, wenn es nach Seehofer geht: Die Abschiebungshaft ist maßlos ausgeweitet, ein „Notstand“ ist erfunden worden, um Abschiebungshäftlinge bei Strafgefangenen unterbringen zu können, ein rigoroser Ausreisegewahrsam ist geschaffen worden, der beinahe jede*n betreffen kann (gern alle Geflüchteten in den Knast, denken Gesetzgeber*innen), vollständige Leistungsausschlüsse und reihenweise Leistungsstreichungen im Asylbewerberleistungsgesetz sind beschlossen worden, eine Duldung „light“ mit Entrechtungen wie Arbeitsverbot, Residenzpflicht etc. ist eingeführt worden, bei angeblicher Verletzung der Mitwirkungspflichten für die Passbeschaffung können Bußgelder von bis zu 5.000 € verhängt werden (d. h. wenn vor der Flucht aus unerträglichen Verhältnissen keine Identitätsdokumente besorgt wurden und von hier auch keine zu erhalten sind), auch Solidarität durch „Verrat“ von Abschiebungsterminen an Betroffene ist kriminalisiert worden usw., usw. „In Erinnerung“ weiterlesen

Bochumer Frauen im Widerstand

Redebeitrag der Gruppe 271 des offenen Antifa-Cafés Bochum zum Gedenken am 8. Mai auf dem Friedhof am Freigrafendamm in Bochum:

„Dass ich noch lebe, verdanke ich jenen Menschen, die bereit waren, einen Verfolgten aufzunehmen. In der Mehrzahl waren es Frauen.“
Ein Überlebender

Wir möchten heute insbesondere an die Frauen erinnern, die während der nationalsozialistischen Herrschaft in Bochum aktiv Widerstand leisteten und diesen mit Haft, Emigration oder ihrem Leben bezahlen mussten. Jahrzehnte nach der Kapitulation Nazideutschlands werden ihre Akte des Widerstandes noch immer marginalisiert.

Bisherige Darstellungen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus stellen vor allem Männer in den Fokus. Sie standen in der Regel im Vordergrund und prägen das Bild der Gegner Hitlers bis heute. Der Blick auf die Frauen, die entweder „dahinter“ standen oder aber auch eigene Formen des Widerstands entwickelten, kommt dabei bislang zu kurz. Als nach der Zerschlagung des nationalsozialistischen Regimes, den durch Teile der Alliierten eingeführten didaktischen Demokratisierungs-Maßnahmen, der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, eine Verdrängung der deutschen Taten einsetzte und das Täter*innenvolk endlich wieder seine angestrebte Lebensnormalität zelebrieren durfte, galt jeder Mensch, der Widerstand geleistet hatte, im gesellschaftlichen Mainstream als „Verräter“.

Bochumer Frauen* im Widerstand
Foto: www.bo-alternativ.de
„Bochumer Frauen im Widerstand“ weiterlesen