Gesundheitsversorgung als Privileg und die Care-Arbeit

UNICEF zufolge sind 55 – 60 Prozent der Toten der aktuellen Ebola-Epidemie in Guinea, Liberia und Sierra-Leone weiblich, nach Schätzungen in Liberia sind es sogar 75 Prozent. „Frauen sind die Pflegenden – wenn ein Kind krank ist, heißt es: ‚Geh zu deiner Mama’“, erklärte Liberias Gender-Ministerin Julia Duncan-Cassell. Als weitere Faktoren, die zu einer überproportionalen weiblichen Ansteckung führen, nannte sie den von Frauen betriebenen grenzüberschreitenden Handel und die Beerdigungen, deren Vorbereitung in den Familien eine Aufgabe der Frauen sei. Hinzu kommt der hohe Frauenanteil im Gesundheitsbereich – als traditionelle Hebammen ebenso wie als Pflege-, Reinigungs- oder Wäschereipersonal in Kliniken.1Caelainn Hogan: Ebola striking women more frequently than men. Washington Post, 14.08.2014; http://www.washingtonpost.com/national/health-science/2014/08/14/3e08d0c8-2312-11e4-8593-da634b334390_story.html.

Es handle sich um den schwerwiegendsten und komplexesten Ausbruch in der fast 40-jährigen Geschichte der Ebola-Krankheit, sagte Anfang August die Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan.2Richard Bauer: Information: WHO erlässt weltweite Ebola-Vorschriften. Neue Zürcher Zeitung, 09.08.2014; http://www.nzz.ch/international/sierra-leone-und-liberia-ordnen-zwangsmassnahmen-an-1.18359418. Es sei kein Zufall, kommentierte die Neue Zürcher Zeitung Ende letzten Monats, „dass die Krankheit gerade in den ehemaligen Bürgerkriegsländern Liberia und Sierra Leone wütet und, in geringerem Masse, in Guinea, einem mausarmen Staat, der seine immer schon desolate Gesundheitsversorgung in den letzten Jahren noch weiter reduziert hat. … Oft hängen die Ansteckungen mit banalen Problemen zusammen. Im Vier-Millionen-Land Liberia gibt es ganze 51 Ärzte; mangels Gummihandschuhen müssen sie sich manchmal Plastictüten aus dem Einkaufszentrum über die Hände stülpen, um ein Kind zu entbinden. Dies inmitten eines der grössten Kautschukanbaugebiete der Welt.“3David Signer: Ebola und die wunden Stellen der Welt. Neue Zürcher Zeitung, 22.08.2014; http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/ebola-und-die-wunden-stellen-der-welt-1.18368437. „Gesundheitsversorgung als Privileg und die Care-Arbeit“ weiterlesen

#BringBackOurGirls

Nigerias Militär hat mittlerweile nach eigenen Angaben Informationen über den Aufenthaltsort der über 200 Schülerinnen, die im April im Nordosten Nigerias von der Boko-Haram-Gruppe entführt wurden und weiterhin festgehalten werden. Allerdings werde die Armee sie nicht mit Gewalt befreien, sagte am Montag Luftwaffen-Marschall Alex Badeh in der Hauptstadt Abuja. Ihr Leben solle nicht in Gefahr gebracht werden. Dass der bisherige Einsatz der nigerianischen Sicherheitskräfte gegen Boko Haram nicht nur Leben gefährdet hat, sondern Hunderte von Menschen das Leben gekostet hat, darüber berichtet die Onlineplattform Pambazuka News. In nur einem Dorf seien 200 Menschen vom Militär getötet worden. Im März waren Amnesty International zufolge nach einem Angriff von Boko Haram auf Kaserne und Gefängnis in Maiduguri (der Hauptstadt des Bundesstaats Borno) mehr als 600 Menschen extra-legal von Sicherheitskräften ermordet worden, „die meisten von ihnen unbewaffnete, geflohene Gefangene“.

Der Ort Chibok, aus dem die Schülerinnen entführt wurden, liegt etwa 130 km von Maiduguri entfernt.

Pambazuka News warnt ebenfalls, dass die Kampagne für die verschleppten Schülerinnen ein Vehikel für eine stärkere westliche Militärpräsenz in Nigeria sein könne. Ähnliche Warnungen wurden nach einem Bericht auf the feminist wire auch Anfang Mai auf einer Kampagnen-Kundgebung in Philadelphia geäußert, bei der Rednerinnen forderten, die Kampagne BringBackOurGirls dürfe keine Militärintervention legitimieren. Bereits für die Intervention in Afghanistan habe die „Rettung der Mädchen und Frauen“ als Vorwand gedient. Die Instrumentalisierung von Geschlechterbildern – bzw. die „Befreiung der afghanischen Frauen“, die als Begründung für die Führung des war on terror auf die Tagesordnung gesetzt wurde – für die Afghanistan-Intervention war auch im damaligen hiesigen Kontext als Kriegslegitimation verwendet worden. „#BringBackOurGirls“ weiterlesen

Flüchtlingsfrauen-Aktionstour im Juli und August

Das Frauen*-Internationalismus-Archiv unterstützt die Aktionstour von Women in Exile & Friends gemeinsam mit dem Musiker Heinz Ratz – im August sollen die beiden Flöße der Tour als schwimmende Demonstration geflüchteter/flüchtender Frauen* auch in mehreren Städten des Ruhrgebiets anlegen. Heinz Ratz wird dort dann mit seiner Band Strom & Wasser auftreten und es wird mit Flüchtlingsfrauen* in den Lagern Kontakt aufgenommen werden (bisher geplant: 11.08. Duisburg; 12.08. Oberhausen, 13.08. Essen, 14.08. Gelsenkirchen, 15.08. Bochum, 16.08. Dortmund).

Logo - Refugee Women Tour
Blog für die Tour: Women in Exile & Friends   
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We are born free. Freedom of sexual orientation is a human right

Die African Refugees Union und der International Women Space in Berlin rufen für den 29. März 2014 zu einer Demonstration auf, um gegen die Kriminalisierung lesbischer, schwuler, bi und trans* Menschen in Uganda und Nigeria zu protestieren.
Der Aufruf:

ENOUGH is ENOUGH!
WE ARE BORN FREE!
Freedom of sexual orientation is a human right.

LET US PROTEST TOGETHER AGAINST THE DISCRIMINATION OF LGBTs AT THE UGANDAN AND NIGERIAN EMBASSIES IN BERLIN!

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Europäische Flüchtlingspolitik: Tod im Schlepptau

Nahe der griechischen Insel Farmakonisi ertranken letzte Woche drei Frauen und neun Kinder, als die griechische Küstenwache versuchte, ein Flüchtlingsboot bei stürmischer See mit hoher Geschwindigkeit zurück zur türkischen Küste zu schleppen. Rettungsversuche anderer Flüchtlinge seien von Beamten der Küstenwache verhindert worden, berichteten die aus Afghanistan und Syrien geflüchteten Überlebenden dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR). Erst als das Boot endgültig sank, seien sie von der Küstenwache an Bord genommen und in den Hafen der Insel Leros gebracht worden.

Die beschriebenen Vorgänge folgen dem Muster der sogenannten Push-Back-Operationen – Misshandlungen und völkerrechtswidrigen Zurückweisungen von Flüchtlingen – an der türkisch-griechischen See- und Landgrenze, über die Pro Asyl bereits Anfang November letzten Jahres einen Bericht veröffentlichte. Hauptsächlich Syrer_innen waren an der europäischen Außengrenze in lebensgefährdenden Operationen „zurückgedrängt“ worden, um zu verhindern, dass sie ein Land der europäischen Union betreten und in Europa Asyl beantragen. „Europäische Flüchtlingspolitik: Tod im Schlepptau“ weiterlesen

Kundgebung für die Textilarbeiterinnen* in Kambodscha

Ein Komitee zur Unterstützung der kämpfenden Frauen im Trikont ruft für Samstag, den 11. Januar, ab 11.00 Uhr vor der Thier-Galerie in der Dortmunder Innenstadt zu einer Solidaritätskundgebung mit den streikenden Textilarbeiterinnen* in Kambodscha auf.

Der Aufruf:
In Kambodscha streikten seit Weihnachten Hunderttausende Textilarbeiterinnen für bessere Arbeitsbedingungen, vor allem für eine Verdoppelung ihres Mindestlohns von derzeit 60 € – im Monat! Die Regierung ließ am 5. Januar Militärpolizei in die Menge der Streikenden schießen, Menschenrechtler sprechen von fünf Toten. Ein Protestcamp in der Hauptstadt Phnom Penh wurde am nächsten Tag gewaltsam geräumt. Den Aufruf weiterlesen