Tausende von Frauen* protestierten letzte Woche Dienstag in Kairo gegen die Gewalt des Militärs gegen Demonstrantinnen*. Verschiedene Quellen sprechen von etwa 10.000 und der New York Times zufolge wurde der Protest als „die größte Frauendemonstration der modernen ägyptischen Geschichte“ und „bedeutendste“ seit einer Demonstration 1919 gegen den britischen Kolonialismus, die den Beginn weiblichen Aktivismus in Ägypten markierte, bezeichnet.
Auslöser der Proteste war insbesondere ein Video, auf dem von Soldaten auf eine junge Frau eingeschlagen, sie halb entkleidet und über den Boden geschleift wird. Das Militär hatte in einem offenbaren Versuch, die Protestierenden zu beruhigen, eine Stellungnahme veröffentlicht, in der es sein „tiefes Bedauern“ ausdrückte, aber Aktivistinnen* sagten, ein „Bedauern“ sei keine Entschuldigung, und verurteilten zudem die Frage eines Militärsprechers, warum Frauen überhaupt auf den Straßen gewesen seien.
Zuvor hatten fünf ägyptische Organisationen in einer Erklärung die Gewalt von Sicherheitskräften und Resten des alten Regimes gegen Frauen* als Versuch angeprangert, „Frauen aus der öffentlichen Sphäre auszuschließen“. „Die Anwendung sexualisierter Gewalt gegen Aktivistinnen kann nicht außerhalb des Zusammenhangs von Versuchen des militärischen Establishments betrachtet werden, Frauen auszugrenzen und sie daran zu hindern, für ihre Rechte einzutreten sowie ihr Recht auszuüben, aktiv die Politik des Landes in dieser wichtigen Phase der Geschichte Ägyptens mitzubestimmen.“
Am Dienstag beteiligten sich an der Demonstration alte und junge, verschleierte, Kopftuch tragende und unverschleierte Frauen* aus allen Schichten. In einem spannenden Gespräch mit Al Jazeera im März, in dem sie die Rolle der Frauen* in den arabischen Aufständen und die Reaktion westlicher Medien kommentierten, hatten Universitätsdozentinnen Respekt vor der Entscheidung von Frauen gefordert, sich „in bestimmten Momenten der Geschichte“ nicht auf einer Genderbasis, sondern beispielsweise auf der Grundlage „allgemeiner Themen“ wie Wirtschaftspolitik oder Neoliberalismus zu engagieren, die allerdings Frauen* anders beträfen, und gleichzeitig auf eine lange Tradition politischen Aktivismus von Frauen* in Ägypten verwiesen.