Offener Brief gegen Trans*-Diskriminierung

Solidarität mit Lann Hornscheidt, Profess_x für Gender Studies und Sprachanalyse am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität Berlin: 
In Reaktion auf die trans*-diskriminierenden Äußerungen in Medien, Internet und Universität der letzten Wochen hat sich die Gruppe trans*bashback gegründet, die sich mit diesem offenen Brief gegen jede Trans*-Diskriminierung wendet und mit Lann Hornscheidt solidarisch erklärt. Der Brief kann von Personen/Gruppen unterzeichnet werden, die die darin enthaltenen Positionen unterstützen möchten.

„Wir leben in einer Gesellschaft, in der Geschlecht eine sehr wichtige Kategorie ist, mit der Menschen eingeteilt werden. Die Einteilung in entweder „Mann“ oder „Frau“ ist für viele Menschen stimmig und wird zumeist unhinterfragt als scheinbar naturgegeben hingenommen. „Offener Brief gegen Trans*-Diskriminierung“ weiterlesen

Gesundheitsversorgung als Privileg und die Care-Arbeit

UNICEF zufolge sind 55 – 60 Prozent der Toten der aktuellen Ebola-Epidemie in Guinea, Liberia und Sierra-Leone weiblich, nach Schätzungen in Liberia sind es sogar 75 Prozent. „Frauen sind die Pflegenden – wenn ein Kind krank ist, heißt es: ‚Geh zu deiner Mama’“, erklärte Liberias Gender-Ministerin Julia Duncan-Cassell. Als weitere Faktoren, die zu einer überproportionalen weiblichen Ansteckung führen, nannte sie den von Frauen betriebenen grenzüberschreitenden Handel und die Beerdigungen, deren Vorbereitung in den Familien eine Aufgabe der Frauen sei. Hinzu kommt der hohe Frauenanteil im Gesundheitsbereich – als traditionelle Hebammen ebenso wie als Pflege-, Reinigungs- oder Wäschereipersonal in Kliniken.1Caelainn Hogan: Ebola striking women more frequently than men. Washington Post, 14.08.2014; http://www.washingtonpost.com/national/health-science/2014/08/14/3e08d0c8-2312-11e4-8593-da634b334390_story.html.

Es handle sich um den schwerwiegendsten und komplexesten Ausbruch in der fast 40-jährigen Geschichte der Ebola-Krankheit, sagte Anfang August die Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan.2Richard Bauer: Information: WHO erlässt weltweite Ebola-Vorschriften. Neue Zürcher Zeitung, 09.08.2014; http://www.nzz.ch/international/sierra-leone-und-liberia-ordnen-zwangsmassnahmen-an-1.18359418. Es sei kein Zufall, kommentierte die Neue Zürcher Zeitung Ende letzten Monats, „dass die Krankheit gerade in den ehemaligen Bürgerkriegsländern Liberia und Sierra Leone wütet und, in geringerem Masse, in Guinea, einem mausarmen Staat, der seine immer schon desolate Gesundheitsversorgung in den letzten Jahren noch weiter reduziert hat. … Oft hängen die Ansteckungen mit banalen Problemen zusammen. Im Vier-Millionen-Land Liberia gibt es ganze 51 Ärzte; mangels Gummihandschuhen müssen sie sich manchmal Plastictüten aus dem Einkaufszentrum über die Hände stülpen, um ein Kind zu entbinden. Dies inmitten eines der grössten Kautschukanbaugebiete der Welt.“3David Signer: Ebola und die wunden Stellen der Welt. Neue Zürcher Zeitung, 22.08.2014; http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/ebola-und-die-wunden-stellen-der-welt-1.18368437. „Gesundheitsversorgung als Privileg und die Care-Arbeit“ weiterlesen

#BringBackOurGirls

Nigerias Militär hat mittlerweile nach eigenen Angaben Informationen über den Aufenthaltsort der über 200 Schülerinnen, die im April im Nordosten Nigerias von der Boko-Haram-Gruppe entführt wurden und weiterhin festgehalten werden. Allerdings werde die Armee sie nicht mit Gewalt befreien, sagte am Montag Luftwaffen-Marschall Alex Badeh in der Hauptstadt Abuja. Ihr Leben solle nicht in Gefahr gebracht werden. Dass der bisherige Einsatz der nigerianischen Sicherheitskräfte gegen Boko Haram nicht nur Leben gefährdet hat, sondern Hunderte von Menschen das Leben gekostet hat, darüber berichtet die Onlineplattform Pambazuka News. In nur einem Dorf seien 200 Menschen vom Militär getötet worden. Im März waren Amnesty International zufolge nach einem Angriff von Boko Haram auf Kaserne und Gefängnis in Maiduguri (der Hauptstadt des Bundesstaats Borno) mehr als 600 Menschen extra-legal von Sicherheitskräften ermordet worden, „die meisten von ihnen unbewaffnete, geflohene Gefangene“.

Der Ort Chibok, aus dem die Schülerinnen entführt wurden, liegt etwa 130 km von Maiduguri entfernt.

Pambazuka News warnt ebenfalls, dass die Kampagne für die verschleppten Schülerinnen ein Vehikel für eine stärkere westliche Militärpräsenz in Nigeria sein könne. Ähnliche Warnungen wurden nach einem Bericht auf the feminist wire auch Anfang Mai auf einer Kampagnen-Kundgebung in Philadelphia geäußert, bei der Rednerinnen forderten, die Kampagne BringBackOurGirls dürfe keine Militärintervention legitimieren. Bereits für die Intervention in Afghanistan habe die „Rettung der Mädchen und Frauen“ als Vorwand gedient. Die Instrumentalisierung von Geschlechterbildern – bzw. die „Befreiung der afghanischen Frauen“, die als Begründung für die Führung des war on terror auf die Tagesordnung gesetzt wurde – für die Afghanistan-Intervention war auch im damaligen hiesigen Kontext als Kriegslegitimation verwendet worden. „#BringBackOurGirls“ weiterlesen

We are born free. Freedom of sexual orientation is a human right

Die African Refugees Union und der International Women Space in Berlin rufen für den 29. März 2014 zu einer Demonstration auf, um gegen die Kriminalisierung lesbischer, schwuler, bi und trans* Menschen in Uganda und Nigeria zu protestieren.
Der Aufruf:

ENOUGH is ENOUGH!
WE ARE BORN FREE!
Freedom of sexual orientation is a human right.

LET US PROTEST TOGETHER AGAINST THE DISCRIMINATION OF LGBTs AT THE UGANDAN AND NIGERIAN EMBASSIES IN BERLIN!

„We are born free. Freedom of sexual orientation is a human right“ weiterlesen

Europäische Flüchtlingspolitik: Tod im Schlepptau

Nahe der griechischen Insel Farmakonisi ertranken letzte Woche drei Frauen und neun Kinder, als die griechische Küstenwache versuchte, ein Flüchtlingsboot bei stürmischer See mit hoher Geschwindigkeit zurück zur türkischen Küste zu schleppen. Rettungsversuche anderer Flüchtlinge seien von Beamten der Küstenwache verhindert worden, berichteten die aus Afghanistan und Syrien geflüchteten Überlebenden dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR). Erst als das Boot endgültig sank, seien sie von der Küstenwache an Bord genommen und in den Hafen der Insel Leros gebracht worden.

Die beschriebenen Vorgänge folgen dem Muster der sogenannten Push-Back-Operationen – Misshandlungen und völkerrechtswidrigen Zurückweisungen von Flüchtlingen – an der türkisch-griechischen See- und Landgrenze, über die Pro Asyl bereits Anfang November letzten Jahres einen Bericht veröffentlichte. Hauptsächlich Syrer_innen waren an der europäischen Außengrenze in lebensgefährdenden Operationen „zurückgedrängt“ worden, um zu verhindern, dass sie ein Land der europäischen Union betreten und in Europa Asyl beantragen. „Europäische Flüchtlingspolitik: Tod im Schlepptau“ weiterlesen

Haiti, vier Jahre nach dem Erdbeben

Am 12. Januar vor vier Jahren wurde der Staat Haiti in der Karibik von einem ein schweren Erdbeben erschüttert. Mindestens 250.000 Menschen starben und nach unterschiedlichen Schätzungen wurden 1,3 bis zwei Millionen Personen obdachlos. Eines der größten international finanzierten Projekte des Wiederaufbaus nach dem Beben bestand in der Schaffung einer Sonderwirtschaftszone: Im Oktober 2012 wurde der Industriepark Caracol eröffnet, der sich ungefähr 140 km entfernt von dem Katastrophengebiet im Norden Haitis befindet. Bis zu 2.000 Arbeitsplätze sind dort bisher entstanden; der größte ansässige Arbeitgeber ist das südkoreanische Textilunternehmen SAE-A Trading.

Die etwa 30.000 Beschäftigten in Haitis Textilfertigungsbetrieben – zwei Drittel von ihnen sind Frauen – arbeiten für Zulieferunternehmen von Firmen wie Gap, Gildan Activewear, Hanes, Kohl’s, Levi’s, Russell, Target oder Walmart. Während der niedrigste Mindestlohn gerade auf 225 Gourdes (etwa 3,80 Euro) pro Tag erhöht wurde, soll die Abrechnung nach Stückzahl für die Arbeiter_innen in den Textilbetrieben derzeit einen Tageslohn von mindestens 300 Gourdes (etwa 5 Euro) ergeben – theoretisch. Untersuchungen zeigen, dass den meisten dieser Lohn vorenthalten wird. Die vorgegebenen Stückquoten sind unerreichbar und Überstunden werden nicht angerechnet. Einem Bericht des Worker Rights Consortium zufolge wurden den Beschäftigten bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von über 58 Stunden pro Woche 32 Prozent weniger gezahlt als gesetzlich vorgeschrieben. „Haiti, vier Jahre nach dem Erdbeben“ weiterlesen