Neues von den Nonnen

Ohne einer christlichen oder anderen religiösen Gemeinschaft anzugehören oder anderswie anzuhängen: Trotzdem soll hier von drei Ordensschwestern berichtet werden, den letzten betagten Augustiner Chorfrauen eines Klosters nahe bei Salzburg in Österreich. Im Dezember 2023 waren die drei Nonnen, wohl aus gesundheitlichen Gründen, in ein Caritas-Seniorenheim einquartiert worden. Aber Anfang September dieses Jahres haben sich Schwester Rita (82), Regina (86) und Bernadette (88) eigenverantwortlich und mithilfe ehemaliger Schülerinnen – Regina und Bernadette hatten an einer immer noch bestehenden Mittelschule unterrichtet, Schwester Regina war auch Schulleiterin – und eines Schlüsseldiensts Zugang zu den ihren früheren Kloster-Räumen in Schloss Goldenstein (Elsbethen) verschafft, um dorthin zurückzukehren und wieder dort zu leben.
Hiermit haben sie die Frage ‚Wie wollen wir im Alter leben?‘, selbstbestimmt beantwortet – und sich deutlich gegen die Unterbringung in der sogenannten Seniorenresidenz entschieden. „Es hieß immer, es geht um Kurzzeitpflege“, erklärte Schwester Bernadette. „Aber die haben sich nicht mehr um uns gekümmert. Und wir wollten endlich wieder nach Hause, ins Kloster.“ Sie meint, dass sie ganz sicher nicht in dem Heim sterben wollte. „Da hätte ich mich lieber auf eine Wiese gelegt.“

Aber natürlich brachte ihre Kloster-Besetzung neue Schwierigkeiten: Ihr Kirchenoberer, der Augustiner-Chorherren-Propst Markus Grasl vom Stift Reichersberg, verlangte ihre Rückkehr ins Heim. Er drohte ihnen mit dem Kirchenrecht, selbst mit dem Rauswurf aus der Kirche, der Exkommunizierung, weil sie ihre Gelübde gebrochen hätten. Sie weigerten sich; manchmal kann es etwas für sich haben, sich wie die Nonnen hauptsächlich nicht-irdischen Mächten verpflichtet zu fühlen.
Außerdem war das Gemeinschaftskonto des Klosters, auf dem 400 000 Euro liegen sollen, zwischenzeitlich für sie gesperrt worden. Alles Geld war bislang darauf geflossen, auch die Pensionen, die die früheren Lehrerinnen erhalten; sie waren mittelllos. Mittlerweile verfügen die Ordensschwestern jedoch nicht nur über ein sich füllendes Spendenkonto, sie haben ebenfalls Anzeige erstattet, damit unter anderem zu ihrer Verlegung ins Altenheim und dem Verbleib der Hunderttausenden von Euro an Ordensvermögen ermittelt wird.
Ein seit 1994 eingebauter Treppenlift war in ihrer Abwesenheit abgebaut worden. Um ihr Schlafzimmer im dritten Stock zu erreichen, musste sich besonders die 88-jährige Bernadette nun mühsam am hölzernen Treppengeländer hochziehen. Aber vor Kurzem wurde ihnen ein neuer Lift von einer Firma aus Nordhessen gespendet und auch gleich eingebaut.

„Wir erleben jeden Tag Wunder“, sagte Schwester Bernadette zu der Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft, die die drei erfahren. Auf Instagram – von Unterstützenden wird ein Account für sie betrieben – verfügen die Nonnen im Kloster Goldenstein über 70 000 Follower*innen. Dort war auch zu sehen, dass ein „Ansuchen um Erwachsenenvertretung“ (also Entmündigung) für Schwester Rita, das beim Bezirksgericht Hallein gestellt worden war, gerade abgelehnt worden ist. International haben Medien über die Ordensschwestern berichtet, die ihr Kloster weiterhin besetzt halten.
Aber wieso lösen drei Nonnen solche Begeisterung aus? Offensichtlich haben sie mit ihrer Unbeirrbarkeit und ihrem Wunsch, die letzten Lebensjahre möglichst in den eigenen vier Wänden, mit selbstgewählten Aufgaben (wie der Klostergarten-Pflege), größtenteils autonom und würdevoll zu verbringen, einen allgemeinen Nerv getroffen. Nicht nur sie hoffen, in Würde altern zu können – das Beste wäre zweifellos, die Gesellschaft würde es allen ermöglichen.

Quellen: Stefanie Ruep: Nonnen besetzen Kloster Goldenstein: „Wir haben das Recht, hier zu sein“, Der Standard, 09.09.2025, Patrick Guyton: Drei, die sich die Freiheit nehmen, Frankfurter Rundschau, 18.09.2025, Leon Spachmann; Nonnen, die Kloster besetzt haben, werden zu Medienstars, Der Standard, 25.09.2025, „Jeden Tag Wunder“ – Welle der Hilfe für rebellische Nonnen (Quelle: dpa), Die Zeit, 20.10.2025, https://www.instagram.com/reel/DQHtb4kiPHG/.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert