Mehrere tausend in Rot gekleidete Frauen* demonstrierten am Donnerstag in Lomé, Togos Hauptstadt, und riefen Slogans gegen die Regierung. Bereits Ende August hatten Frauen der Oppositionsbewegung Collectif Sauvons le Togo (CST), einem Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Organisationen und Oppositionsparteien, zu einem einwöchigen Sexstreik aufgerufen. Der Streik sollte die Männer dazu bewegen, sich für den Rücktritt von Präsident Faure Gnassingbé einzusetzen. „Togo: Frauen protestieren in Rot“ weiterlesen
„Wenn du etwas tun willst, tu es“
Der folgende Ausschnitt ist einem Artikel über jemenitische Frauen in der Neuen Zürcher Zeitung (08. August 2012) entnommen.
Jemenitinnen haben sich aufgemacht, das Gesicht ihres Landes nachhaltig zu verändern. Sie prangern gesellschaftliche Tabus an und fordern politisches Mitspracherecht. Ob sich ihr Einsatz in politische Mitsprache ummünzen lässt, bleibt ungewiss.
Helene Aecherli, Sanaa
Die Frauen kommen zu zweit oder in kleinen Gruppen, drängen sich eilig durch das blecherne Tor, das jedes Mal krachend hinter ihnen ins Schloss fällt. Sie huschen den schmalen Gang zum Haus hoch, manche nehmen ihren Schleier vom Gesicht, als wäre er ein Visier, andere warten damit, bis sie die schützenden Mauern erreicht haben. Es ist 16 Uhr, die Zeit nach dem Abwasch und dem Nachmittagsgebet, die Zeit, zu der Männer in Sanaa beim Katkauen sind und Frauen Nachbarinnen oder weibliche Familienmitglieder besuchen. Shymaa, die Herrin des Hauses, hat heute zu Ehren ihrer Freundin aus der Schweiz zu einer Frauenrunde eingeladen. Stolz weist sie ihre Gäste in den Maglis, den Salon. Ihre beiden älteren Töchter bringen Kaffee und Kuchen, die Luft ist von Parfum und Weihrauch erfüllt.
Gesprächsstoff
Die Stimmen schwirren erst schüchtern, dann immer lauter und aufgeregter durch den Raum. Die Rede ist von einer Bekannten, die vor wenigen Tagen in einen Schusswechsel geraten ist. Sie war mit ihrem Bruder abends unterwegs gewesen, als ihn herumlungernde Soldaten zum Anhalten zwangen. Sie wollten den Wagen. Als der Bruder Gas gab, schossen sie der jungen Frau in den Kopf. Ob sie überlebt, ist ungewiss. «Wenn ich so etwas höre, würde ich am liebsten weinen vor Wut», zischt Rofeida, eine 18-jährige Schülerin, die neben mir auf dem hellen Sitzkissen kauert. «Ich glaube, solche Attacken werden absichtlich verübt, um uns Frauen in Schranken zu halten.» Trotzig presst sie ihre Lippen zusammen. Sie werde sich jedoch nicht beeindrucken lassen, sagt sie. Im Gegenteil, sie plane, eine Schule zu eröffnen, eine Art Akademie für Talente, an der Jugendliche, Mädchen wie Burschen, ihre künstlerischen Begabungen weiterentwickeln können. Damit wolle sie beweisen, dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Geschlechtern nichts Schlechtes, sondern für die Gesellschaft notwendig sei, um vorwärtszukommen. Erst hatte sie Angst davor, jemandem von ihren Plänen zu erzählen. Was würde man bloss von ihr denken, fragte sie sich. Darf ein Mädchen überhaupt so etwas tun? «Aber die Revolution hat mir eines gezeigt: Alles ist möglich. Wenn du etwas tun willst, tu es.» „„Wenn du etwas tun willst, tu es““ weiterlesen
Frankreich und Tunesien: die Näherinnen von Yssingeaux und Sfax
Die Firma Lejaby hat die letzte Unterwäschefabrik in Frankreich geschlossen. Der Druck der Näherinnen in Yssingeaux in der Auvergne, die im Januar letzten Jahres aus Protest gegen die geplante Verlagerung nach Tunesien die Fabrik besetzten und mit Unterstützung der Gewerkschaft CGT mehrere Demonstrationen organisierten, war dennoch erfolgreich. Ihre Arbeitsplätze bleiben erhalten. Vor dem Hintergrund des Wahlkampfs in Frankreich wurde der Kampf der Frauen, die meisten mittleren Alters und seit Jahrzehnten bei Lejaby beschäftigt, zum Symbol: Frankreich fürchtet um das Fortbestehen seiner Industrie.
Das Land ist der OECD zufolge mittlerweile einer der am wenigsten industrialisierten Staaten Europas. Vor dreißig Jahren befanden sich ungefähr 23 % der französischen Arbeitsplätze in der Industrie, heute sind es noch 12 %. Staatspräsident und Präsidentschaftskandidat Sarkozy geriet unter Zugzwang und versprach, er werde eine Lösung finden. Und auch wenn die Näherinnen von Yssingeaux die Verlagerung nach Tunesien nicht verhindern konnten, werden sie nun an neuen Maschinen angelernt. Ein Unternehmer aus der Region wurde gefunden, der zwar keine Seide und Spitzen verarbeitet, sondern Lederwaren für den Luxuswaren-Konzern LVMH liefert. LVMH wiederum gehört Sarkozy-Freund Bernard Arnault. „Wir haben hart gekämpft, es war unser Sieg, nicht seiner“, sagt allerdings Bernardette Pessemesse, 57 Jahre alt, über Sarkozy. „Frankreich und Tunesien: die Näherinnen von Yssingeaux und Sfax“ weiterlesen
Ein wenig zu den Parlamentswahlen in Ägypten — wenige Frauen, aber wie wenige?
„Die Aktivistin Hegab kann dem Wahlergebnis auch etwas Positives abgewinnen. Nun würden die wahren Konturen der ägyptischen Gesellschaft sichtbar: ‚Früher wurde alles totgeschwiegen, jetzt kann man die Probleme an der Wurzel packen.’“1Raimon Klein: Ägyptische Frauen ein Jahr nach der Revolution: „Wir waren so naiv“. Süddeutsche Zeitung, 25.01.2012, http://www.sueddeutsche.de/politik/aegyptische-frauen-ein-jahr-nach-der-revolution-wir-waren-so-naiv-1.1266625. Das Ergebnis der Parlamentswahlen in Ägypten beurteilt die Studentin und Bloggerin Salma Hegab in der Süddeutschen Zeitung pragmatisch, auch wenn die dort angegebene Zahl von fünf weiblichen Abgeordneten sicherlich zu niedrig ist. Es scheint jedoch ein allgemeines Problem gewesen zu sein, die wenigen im neu gewählten Parlament vertretenen Frauen zu zählen.
Abgesehen davon, dass im Parlament mit seinen 508 Sitzen zwei Frauen zu den zehn Abgeordneten gehören, die vom regierenden Militärrat direkt bestimmt wurden, differieren die Zahlen der weiblichen Parlamentsmitglieder: zwölf (Amnesty International), elf (Quota Project), zehn (taz, Ahram Online, Daily News Egypt), neun (BBC, Democratizing the New Egypt).2Amnesty International: Ägypten: Frauenrechte schützen, http://action.amnesty.de/l/ger/p/dia/action/public/?action_KEY=8448&d=1; Quota Project. Global Database of Quotas for Women: Egypt, http://www.quotaproject.org/uid/countryview.cfm?country=69; Karim El-Gawhary: Neues Parlament in Ägypten. Kleine Turbulenzen bei erster Sitzung. Die tageszeitung, 23.01.2012, http://www.taz.de/!86221/; Hania Sholkamy: Egypt’s women missing from formal politics. Ahram Online, 22.01.2012, http://english.ahram.org.eg/NewsContentP/4/32349/Opinion/Egypts-women-missing-from-formal-politics.aspx; Heather Moore: Experts weigh in on low female representation in parliament. Daily News Egypt, 27.01.2012, http://www.thedailynewsegypt.com/egypt-elections-2011/experts-weigh-in-on-low-female-representation-in-parliament-dp1.html; Sue Lloyd-Roberts: Has the revolution betrayed the women of Egypt? BBC, 13.02.2012, http://news.bbc.co.uk/2/hi/programmes/newsnight/9695850.stm; Names of women in Egyptian Parliament, Democratizing the New Egypt, 03.02.2012, http://democratizingegypt.blogspot.com/2012/02/names-of-women-in-egyptian-parliament.html. Der abgeschafften Frauenquote trauern die von der Süddeutschen Zeitung interviewten Frauen allerdings nicht nach: Die Quoten-Plätze seien früher ausschließlich an Mubarak-Anhänger_innen gegangen.
Der Militärrat scheint nach beständigen Rücktrittsforderungen zurzeit darauf zu setzen, auf alte Rezepte zurückzugreifen: Außer den beiden ernannten weiblichen Parlamentsmitgliedern wurde der National Council of Women, der Nationale Frauenrat, wiederbelebt, dessen frühere Vorsitzende Suzanne Mubarak war und der auch als Instrument und „PR-Aktion“ des Regimes betrachtet wurde. Vor einem Jahr hatten mehrere Frauenorganisationen (vergeblich) die Auflösung des Frauenrats gefordert.3Mohamed Abdel Salam: Egypt’s new women’s council elects board, new chief. Bikya Masr, 21.02.2012, http://bikyamasr.com/57950/egypts-new-womens-council-elects-board-new-chief/; Coalition of Women’s NGOs in Egypt: National Council of Women Doesn‘t Represent Egyptian Women. Call for Rapid Dissolution. 24.02.2011, http://www.en.nazra.org/en/2011/02/call-rapid-dissolution-national-council-women. „Ein wenig zu den Parlamentswahlen in Ägypten — wenige Frauen, aber wie wenige?“ weiterlesen
Frankreich: Verwarnungen und Verurteilungen wegen Verschleierung
Der französische Innenminister Claude Guéant erklärte Mittwoch letzter Woche in der Nationalversammlung in Paris, seit dem Inkrafttreten der hier häufig als „Burka-Verbot“ bezeichneten Verbannung verschleierter Frauen aus dem öffentlichen Raum im April letzten Jahres seien 289 Kontrollen durchgeführt, 240 Verwarnungen ausgesprochen und sieben Frauen gerichtlich verurteilt worden.
Auch habe sich die Zahl der früher etwa 2.000 Frauen, die sich vollständig verschleierten, mittlerweile um die Hälfte verringert. Eine Quelle für diese Zählungen wurde allerdings nicht angegeben und noch Mitte 2009 war das Innenministerium selbst von insgesamt unter 400 verschleierten Frauen ausgegangen. „Frankreich: Verwarnungen und Verurteilungen wegen Verschleierung“ weiterlesen